Zum Inhalt springen

Tour de Kärnten 2013

RC Sprintax setzt Ausrufezeichen bei der Tour de Kärnten

Jan Horstkotte

Mit sieben Fahrern ging der RC Sprintax vom 14. bis 19. Mai 2013 an den Start der Tour de Kärnten. Damit bildeten wir im mehr als 135 Mann starken Peloton des sechstägigen Jedermann-Etappenrennens über 360 km und 6.700 hm die zahlenmäßig stärkste Mannschaft. Das toll organisierte Rennen bot auf abwechslungsreichen Strecken alles, was sich das Radfahrerherz wünscht. Einzelzeitfahren und Bergzeitfahren wechselten sich mit „Flachetappen”, Alpenetappen und Bergankünften ab. Die moderaten Streckenlängen und der zentrale Start- und Zielort ließen dabei genügend Zeit für aktive Erholung und Entspannung im schönen Kärtnerland.

Die Leistungen der Sprintax-Fahrer haben im Feld schnell Aufmerksamkeit erregt. Insgesamt konnten wir vier Podestplätze herausfahren (1x Werner, 3x Dario). Nur Sturz- und Materialpech verhinderten noch bessere Ergebnisse.

Das Etappenrennen über sechs Tage ließ bei uns schon im Vorfeld ein echtes Profifeeling aufkommen. Wann hat man schon die Gelegenheit eine Tour mit derart abwechslungsreichen Etappen zu fahren? Vom Einzelzeitfahren über wellige Etappen, einem Bergzeitfahren bis hin zur Bergankunft war alles dabei. Und das Beste: alle Etappen starteten in Ossiach, ohne Reisestress konnten wir uns also voll auf die kommenden Aufgaben konzentrieren.
Wir, das waren Paradee, Dario, Hajo, Lars, Viktor, Werner und ich (Jan).
Die guten Bedingungen der Tour blieben natürlich auch anderen Fahrern nicht verborgen. Hinzu kam, dass der Zeitpunkt ideal zur Vorbereitung der Tour Transalp war. So standen dann auch mehr als 135 Fahrerinnen und Fahrer aus 11 Nationen am Start. Im Fahrerfeld fanden sich viele bekannte Jedermänner, Amateure und auch Profifahrer.
Ein paar Beispiele gefällig?

  • Emanuel Nösig – Gewinner Arlberg Giro 2012, 2. Platz Trans Alp 2013
  • Stefan Kirchmair – Gewinner des Ötztaler Radmarathons 2012 und 2011
  • Christoph Strasser – RAAM-Sieger 2011/ Platz 2 in 2012, 3. Platz Peak Break 2008
  • Caroline Kopietz und Krzysztof Skupke – Platz 3 Mixed-Teams Tour Transalp 2012
  • Sophie Schober – Österreichische Meisterin 2012 Elite Triathlon Double Olympic Distance
  • Manuela Haverkamp – Siegerin Masters Straßen WM 2010 + 3. Im Einzelzeitfahren und Weltpokalsiegerin 2010

undsoweiterundsofort…
Nur mal so, um unsere tollen Platzierungen vorweg ins rechte Licht zu rücken!
Entsprechend hoch war das sportliche Niveau der Tour bei der wir an sechs Tagen über 360 km und knapp 6.700 Höhenmeter im Kärtnerland zurückgelegt haben.

Etappe 1, Dienstag 14.05.2013

Sprintbegrüßung/Einzelzeitfahren 21,2 km / 300 hm – „Die Materialschlacht”

Foto: Jörg Maislinger – joergis-foto.net

Beim Anblick des aufgebotenen Zeitfahrmaterials, konnte man schon den Eindruck gewinnen, nicht bei einem Jedermannrennen, sondern bei einer Profi-Tour an den Start zu gehen. Dario verfluchte schon jetzt, dass er sich „nur” für sein Trainingsmaterial entschieden hat. Für’s Treppchen und damit zu einem ersten Ausrufezeichen der Sprintaxen hat es erwartungsgemäß dennoch gereicht. Seine Zeit: 28:05 min.

Aber der Reihe nach, Viktor ging als erster auf die Strecke. Nach einem ersten Streckentest in 35 min. war er noch skeptisch, konnte sich im Rennen aber deutlich steigern und fuhr mit 31:10 eine starke Zeit. Ungläubig beobachtete ich die Zeiten der ankommenden Fahrer. Einer nach dem anderen brachte Zeiten von 30 min. und besser herein. Wow, hatten die eine andere Strecke? Eine ohne die beiden widerlichen Hügel vor Ossiach? Lars, Hajo und ich erklommen nun die Startrampe; schwer benachteiligt mit normalen Rennrädern! Die 300 Höhenmeter habe ich dann gar nicht bemerkt, recht entspannt kam ich nach 31:31 ins Ziel. Nachdem ich vier Stunden zuvor noch in einer Kärntner Arztpraxis saß und mit 7 Spritzen ein akutes Cervicalsyndrom (ich würde es ja eher einen Hexenschuss nennen) behandeln ließ, war ich – obwohl ich mein selbst gestecktes Ziel deutlich verfehlt habe – glücklich mit meiner Platzierung.

Werner hatte leider Probleme mit der Kette, was eine noch bessere Ausgangssituation für die folgenden Etappen verhinderte.

 

 Etappe 2, Mittwoch 15.05.2013

IRONMAN RUNDE 85,9 km / 890 hm – “Testosteron liegt in der Luft”

Tour-Roadbook: Die (Flach-)Strecke über den vom Kärntner Ironman bekannten und “beliebten” Rupertiberg und zurück durch das Rosental über ein Teilstück des Klagenfurter Ironman’s sollte nicht unterschätzt werden. Viele lange, einsehbare Geraden, etliche kleine Hügel und ein paar giftige Steigungen machen diese kurze Etappe zu einer Herausforderung.

 Foto: Jörg Maislinger – joergis-foto.net

Die ersten 10 km wurden neutralisiert gefahren. Dennoch konnten die ersten Fahrer hinten im Feld dem Tempo des Führungsfahrzeugs bereits nicht mehr folgen. Um den ständigen Positionskämpfen im Feld zu entgehen, setzte ich

mich sofort nach dem Start direkt hinter das Führungsfahrzeug (das sollte ich mich bei den folgenden Etappen nicht mehr trauen, jetzt wussten ja alle, dass ich nicht in die erste Reihe gehöre…) So konnte ich wenigstens einmal 10 km neben dem späteren Tourminator Emanuel Nösig fahren ohne einen Atemnotstand zu erleiden.

Die gesamte neutralisierte Phase wurde die Testosteron-Dunstglocke über dem Fahrerfeld immer dichter. Mit den Positionskämpfen hatten wir (Werner, Dario, Lars und ich) direkt hinter dem Führungsfahrzeug zu diesem Zeitpunkt zum Glück nur wenig zu tun. Als in Wernberg der lange ersehnte Startschuss erfolgte, entlud sich die Testosteron-Gewitterwolke und bereits kurz nach Freigabe des Rennens wurde Werner direkt vor mir in ein Gedränge verwickelt. Was in jedem C-Rennen mit ein wenig Ellenbogen-Einsatz glimpflich ausgegangen wäre, führte leider zu einem Sturz mit 4-5 Fahrern. Werner stürzte zwar nicht, musste die Etappe aber mit einem gebrochenen Schaltauge aufgeben.

Die Gruppe vorne lief dann zunächst sehr gut. „Hier wird schön durchgewechselt, so ist’s prima”, dachte ich so bei mir. Ein Trugschluss, wie sich schnell herausstellte. Denn als ich vorne fuhr wollte keiner mehr vorbeifahren. Mein Plan sah eigentlich vor, bis zum ersten Berg in der Spitzengruppe zu lutschen. Also nahm ich die Beine hoch und sortierte mich weiter hinten wieder ein.

Bis Sankt Egyden hat das dann auch gut funktioniert und wie geplant konnte ich den Anschluss an die erste – ca. 60 Mann starke – Gruppe halten. Der etwa drei km lange Anstieg am Rupertiberg mit Steigungen bis zu 14% holte mich dann auf den Boden der Tatsachen zurück. Vorne flogen die Besten förmlich davon. Ein paar Fahrer versuchten noch Emanuel Nösig zu folgen, mussten aber bald einsehen, dass sie chancenlos waren. Bis auf einen wurden alle von der gut 20-köpfigen Verfolgergruppe, in der auch Dario und Lars waren, geschluckt. Mit mir kämpften sich Mario, Sophie und Manuela den Berg hoch. Mein „Gruppetto” sollte mich die gesamte Tour immer wieder begleiten. Gemeinsam sammelten wir noch vier weitere Mitstreiter ein. Am Schlussanstieg in Gottestal musste ich dann für meine zwischenzeitliche Führungsarbeit bezahlen. Die Damen zogen davon. Mein Versuch, den Rückstand aufzuholen endete kläglich auf einem Feldweg. Offensichtlich hatte ich einen Abzweig verpasst. Zurück auf der regulären Strecke erwartete mich, frei nach dem Motto „erst hatte ich kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu” eine rote Ampel. Alles in allem verlor ich so auf meine einstigen Begleiter knapp 6 Minuten. Bei Hajo und Viktor lief es auch nicht besser. Viktor verfuhr sich gleich dreimal und zog kurz vor Gottestal an Hajo vorbei, als dieser einen Schlauch wechseln musste.

Besser gemacht haben es Lars und Dario, die mit der Spitzengruppe durchkamen. Dario konnte mit dieser Leistung sogar auf den dritten Gesamtrang vorrücken.

ETAPPE 3, Donnerstag 16.05.2013

BERGZEITFAHREN 10km/ 950 hm – Hünenburg hoch7

Tour-Roadbook: Es geht hinauf auf die Gerlitzen – einen der schönen Aussichtsberge die Kärnten zu bieten hat. Der Start für alle ist in Treffen auf dem Marktplatz. Direkt zu Beginn begrüßt uns ein kurzer Anstieg mit satten 18% und einer kurvigen Strecke mit einer durchschnittlichen Steigung von fast 10%.

Etappe 3
 Foto: Jörg Maislinger – joergis-foto.net

Da in Kärnten kein Canyon-Schaltauge aufzutreiben war musste Werner befürchten das von ihm im Vorfeld heiß ersehnte Bergzeitfahren mit einem Alu-Leihrad mit Pussykurbel zu absolvieren. Ein abendlicher Aufruf bei der gestrigen Siegerehrung brachte aber doch noch den unerwarteten Erfolg. Ein anderer Teilnehmer konnte aushelfen. Auch das ist Radsport. Man hält zusammen. Im Abstand von 30 Sekunden wurde in umgekehrter Reihenfolge der Gesamtplatzierung gestartet, aufgrund des Ausfalls am Vortag musste Werner leider als einer der Ersten auf die Strecke. Die fest eingeplante Motivation durch zu überholende Fahrer war futsch. Auch Paco Wrolich den Werner bereits kurz nach dem Start überholte war da keine Hilfe. Da wäre für Werner sicher noch mehr möglich gewesen.

Während Werner zumindest seine Startzeit gut planen konnte, galt für alle anderen: Startzeit schätzen und immer wieder schauen, wer gerade auf der Startrampe steht, denn leider gab es keine Startliste mit konkreten Startzeiten. An ein entspanntes Einfahren war daher nicht zu denken. Ich war extrem aufgeregt. Vor dieser Etappe hatte ich wirklich bammel. Zwischenzeitlich hatte ich sogar daran gedacht ein ein 30er Ritzel nachzurüsten. Mit diesem Bergzeitfahren habe ich absolutes Neuland betreten, noch nie bin ich über eine so lange Strecke solche Steigungen gefahren. Die Schilderungen von Thomas, Dario und Viktor, die die Gerlitze bereits am Montag „erfahren” haben, machten es nicht besser.

Vom Marktplatz führte die Strecke durch kleine Gassen direkt auf die Gerlitzenstraße. Bereits im Startort fuhr ich auf den vor mir gestarteten Fahrer auf. Über diese Tatsache habe ich mich so erschrocken, dass ich deutlich Tempo rausnahm. Meine zuvor am Jagdweg, der Hünenburg und der Luise ausgiebig trainierte Taktik des auf „ankommen ohne abzusteigen” ausgelegten, betont langsamen Fahrens wollte ich nicht schon am Fuße des Berges aufgeben. Auf der ersten Hälfte der Auffahrt lagen die Steigungen ständig zwischen 11 und 14%. Dann wurde es mit 8-10% erträglicher und ich wurde etwas mutiger. Insgesamt kam ich erstaunlich entspannt im Ziel an. Das war nun die schwere Bergetappe, die mir schlaflose Nächte bereitet hatte? Zugegeben, die Schwierigkeit eines Berges liegt sicher auch im Tempo, ich war jedoch froh überhaupt oben zu sein. Viktor machte es anders. Schon auf den ersten Metern machte er deutlich, dass er den am Vortag verlorenen Boden gut machen wollte. Wie ein wilder Stier stampfte er von der Rampe in den Berg hinein. Es sollte eine gute Zeit werden.

Als letzter Sprintax-Fahrer ging Dario ins Rennen. Angespornt durch seine gute Gesamtplatzierung holte er alles aus sich heraus und erreichte eine tolle Zeit. Emanuel Nösig konnte er jedoch nur wenige Meter folgen, als dieser ihn überholte. Wie auf den beiden Etappen zuvor siegte dieser mit unglaublichem Vorsprung. Er absolvierte die Strecke in 34:30 min. Bei den Damen dominierte Caroline Kopietz mit 43:28 min. Sie nutzte die Tour de Kärnten als Vorbereitung auf die Tour Trans Alp.

P.S.: Die Abfahrt war eine Sensation: nur sechs Spitzkehren auf 9 km und ständig über 10% Gefälle. Einfach nur geil!

 

 ETAPPE 4, Freitag 17.05.2013

DACH DER TOUR 78 km, 1.990 hm – „Am Ende sind die Enten fett”

Tour-Roadbook: Diesmal geht es über den höchsten Punkt der Woche, die Hochrindl; mit 1.606 Metern bildet die Hochrindl das Dach der Tour. Eine schnelle Abfahrt mit teilweise 16% Gefälle fordert hier gute Bremsen. Danach geht es an der Gurk entlang. Über Steuerberg und St. Ulrich geht es nach Rogg zur Bergankunft in “Buggl in Bach”.

Foto: Jörg Maislinger – joergis-foto.net

 

Ausgerechnet zur Königsetappe wurde Regen gemeldet und die Temperaturen sanken erstmals deutlich unter 20 Grad. Hajo hatte von Anfang an Bedenken – auch im Hinblick auf eine nasse steile Abfahrt vom Hochrindel. Es sollte nicht sein Tag werden, dafür wurde er zu meinem persönlichen Retter.

Auch auf der vierten Etappe wurde lange neutralisiert gefahren. Viktor hielt sich in dieser Phase ständig aufmerksam im vorderen Drittel des Pelotons auf, denn heute sollten weitere Minuten gut gemacht werden! Der offizielle Start erfolgte dann in Tiffen zu einem denkbar ungünstigen Augenblick. Ein LKW versperrte den Großteil der schmalen Straße, als die ersten 30-40 Fahrer sich vorbeigedrückt hatten, fiel der Startschuss. In dieser unübersichtlichen Situation nutze die Spitze (mit Werner) die kleinen, verwinkelten Wirtschaftswege und das stetige bergauf/ bergab und zog davon. Dario und Lars mussten einige Kilometer am Anschlag fahren, um wieder zur Spitzengruppe aufzuschließen. Leider begann genau dann der erste Anstieg, so dass die beiden Werner und 20 weitere Fahrer etwas ziehen lassen mussten. Auf den 15 flachen Kilometern der folgenden Hochebene fuhren sie zusammen mit einem weiteren Fahrer mit einem konstanten 500 m-Abstand hinter der Spitze her. Aber selbst Darios Zeitfahrtalent reichte nicht aus, den Anschluss wieder herzustellen, so dass die drei allein den Anstieg zum Dach der Tour erklommen.

In der unübersichtlichen Startsituation verlor Viktor leider den Kontakt zu den vorderen Gruppen. Ich fand mich mit alten Bekannten zwischen den Gruppen wieder. Die erste Steigung bei Himmelberg führten dann – obwohl sie nicht extrem steil war – endgültig zur Trennung von Spreu und Weizen. In der folgenden Hochebene hatten wir eine sehr starke Truppe zusammen. Mario war als guter Roller wieder dabei, neu waren Matthias ein Lizenzfahrer aus Ahlen und Sandra aus der Schweiz. Doch den meisten Druck machte eine 5er-Gruppe Lokalmatadoren aus Bad Kleinkirchheim. Offensichtlich versuchten diese ihren Vereinspräsi nach vorne zu fahren (daran sollte sich der RC Sprintax mal ein Beispiel nehmen!). Der Tacho viel in Folge dessen kaum unter 45. Den Kampf der Präsis habe ich natürlich aufgenommen. Wie es ausging? Dazu später mehr.

Mit meist um die 8-10% Steigung ging es nun auf das Dach der Tour – die Hochrindl. Am Fuße des Berges warnte mich Mario vor der langen Auffahrt gemeinsam liessen wir uns aus der Gruppe zurückfallen um nicht zu früh unsere Körner zu verschießen. Auf 1.606 Meter Höhe hatten wir nur noch niedrige einstellige Temperaturen, es nieselte und dichter Nebel verwehrte uns einen Ausblick auf Landschaft und Straße.

Werner war zu diesem Zeitpunkt selbstverständlich noch in der Spitzengruppe, Dario und Lars knapp dahinter. In der folgenden Abfahrt zeigte Dario seine ganze alpine Erfahrung, Lars konnte der Hatz nur wenige Kehren folgen und nahm dann sicherheitshalber etwas raus. Offensichtlich gab es auch Fahrer mit mehr Ortskenntnis (oder wahlweise Gottvertrauen). Lars staunte nicht schlecht, als der dritte Fahrer bei Tempo 70 gemütlich ein Gel aufriss und im Nebel verschwand.

Ich für meinen Teil musste erst einmal an der Labestation anhalten einen heißen Tee trinken und mir eine Windjacke überziehen. Jetzt war ich mutterseelenallein. Hajos warnende Worte zur nassen und steilen Abfahrt in den Ohren fuhr ich verhalten ab. Erst in der folgenden Ebene rückten die Mitstreiter aus meiner ehemaligen Gruppe nach und nach wieder in Sichtweite. Drei bis vier Fahrer konnte ich kassieren, eine Hilfe waren sie mir leider nicht mehr.

Wenige Meter vor dem Schlussanstieg holte ich dann Mario und den Präsi samt Geleitschutz wieder ein. Besagten Schlussanstieg hatte ich überhaupt nicht auf der Rechnung. Aus dem Roggbachtal bogen wir scharf links ab und bekamen einen ersten Eindruck vom Schlussanstieg: Die Wand von Rogg!

Diese letzten 5,2 km mit bis zu 15% Steigung (der Garmin zeigte selten unter 10%) waren das mental und physisch härteste, was ich bisher auf dem Rad erlebt habe. Es war gewissermaßen ein Best of Luisenturm, Hühnenburg und Gausenköte. Das der Lokalmatador im Wettkampf der Präsis mit seinem persönlichen Einpeitscher dabei an mir vorbeizog war gar nicht so schlimm. Aber musste sein Rad derart nervenaufreibend quietschen? Zumal keine Aussicht auf Besserung bestand: schneller konnte ich nicht und langsamer wäre umfallen gleichgekommen.

Etwa einen Kilometer vor dem Ziel nutze ich dann eine Schwächephase meines Gegners und konnte ihn endlich einige Meter distanzieren.

Vollkommen durchnässt, verfrohren und am Ende meiner Kräfte erreichte ich die Jausenstation. Und dort stand er, mein persönlicher Retter des Tages: Hajo. Ohne den warmen Tee und seinem Fahrservice zurück nach Ossiach wäre ich am nächsten Tag wohl nicht mehr auf das Rad gestiegen. Vielen Dank! Mein Glück war sein Pech. Er musste die Etappe kurz vor dem Gipfel des Hochrindel aufgeben.

Die größte Leistung des Tages vollbrachte jedoch Paradee. Am Ende ihrer Kräfte schlingerte sie mit starren, leicht entrücktem Blick den nicht enden wollenden Schlussanstieg hinauf. Eine reine Willensleistung. Respekt!

Leider erwischte es auf der Rückfahrt noch Dario. Auf der steilen Abfahrt platzte sein Schlauch und er überschlug sich mehrfach. Nach vergeblichen Versuchen die Rennleitung zu erreichen, wurde er netterweise von einem anderen Teilnehmer mit dem Auto eingesammelt.

ETAPPE 5, Samstag 18.05.2013

WINTERSPORTRUNDE 81,9 km, 1.430 hm – Reise zum Mittelpunkt Kärntens

Tour-Roadbook: Die “Wintersportrunde” führt uns zunächst hinauf in den Wintersportort Bad Kleinkirchheim. Nach der Abfahrt hinunter bis kurz vor Himmelberg wartet ein weiterer Anstieg ins nächste Wintersportgebiet. Hier geht es noch einmal auf 1.100 Meter hinauf, am Skigebiet der Gerlitzen Alpe vorbei bis zum bergauf Zielsprint in Arriach – dem geografischen Mittelpunkt Kärntens.

Ohne Dario ging es bei strahlendem Sonneschein auf die vorletzte Etappe. Sein Rad war noch nicht wieder einsatzbereit und er konnte einen Ruhetag nach seinem gestrigen Sturz ebenfalls gut gebrauchen. Seine gute Gesamtplatzierung konnte er daher heute leider nicht verteidigen.

Neutralisiert ging es bis Treffen, wo der offizielle Startschuss erfolgte. Direkt nach dem Startschuss bildete sich im leicht welligen Gelände eine zügige Führungsgruppe von ca. 60 Fahrern. Erneut fuhr Emanuel Nösig ein einsames Rennen an der Spitze. Ein Versuch seinem Antritt zu folgen untenahm mittlerweile niemand mehr. Wie Werner so schön sagte: „Der tritt nicht an, der fährt einfach 3-5 km/h schneller vorne weg.”.

Auf den ersten zwei recht steilen Kilometern des Anstiegs nach Bad Kleinkirchheim ging dann richtig die Post ab, die Spitzengruppe zog sich in die Länge. Zum Glück für Lars, der schon fast den Anschluss verloren hatte, sammelte sich die Gruppe an einer Baustellenampel. Lediglich Emanuel Nösig hatte es noch bei grün geschafft und war weg. Damit war ersteinmal die Luft raus und mit ca. 50 Faherinnen und Fahren ging es relativ entspannt weiter. Selektiv wurde das Tempo ab 18 km vor dem Ziel, als mehrere kleine Anstiege dicht aufeinander folgten. Werner kam mit der Spitzengruppe ins Ziel, Lars folgte wenig später mit der ersten Verfolgergruppe.

Ich habe den langen Anstieg nach Bad Kleinkirchheim irgendwie mit Sandra verquatscht. So entspannt kann also bergfahren sein. Wir hatten durch die Baustellenampel ein wenig Zeit verloren. Aber da waren wir sicher nicht die einzigen. Die lange Abfahrt Richtung Himmelbach nahmen wir wieder in bekannter Runde in Angriff. Mario, Sandra, Matthias, ein Ossiacher und ich machten ein Wahnsinnstempo. Trotz aller Mühen kamen wir gefühlt nur zentimeterweise an die vor uns fahrende drittplatzierte Dame und erneut Sophie heran. Beide hatten offensichtlich starke Schützenhilfe. Auf der letzten Steigung Richtung Arriach wollte aus unserer nun siebenköpfigen Gruppe niemand mehr führen. Teilweise artete es beinahe in Stehversuche aus um nicht in den Wind gehen zu müssen. Unsere C-Fahrer können sich schon mal ein Trainingswochenende bei Sophie buchen. Titel: „Wie ich ohne Ellenbogeneinsatz irgendwann jedes Hinterrad übernehme.”

Auf einer knackigen Rampe tauchte dann urplötzlich das 500m-Schild auf. Nach teilweise mangelnder Führungsbeteilung der anderen Fahrer wollte ich wenigstens als erster über die Ziellinie. Meinen Antritt untermalte ich mit Geräuschen, auf die Monika Seles stolz gewesen wäre. Lars und Werner haben mich daher wohl auch zuerst gehört und erst dann auf die Zielgerade einbiegen sehen. Beide sprinteten mit der ersten Gruppe ins Ziel. Werner musste sich dabei nur knapp geschlagen geben. Kaum hatte ich meine Trinkflasche an der Arriacher Bergquelle für die Rückfahrt gefüllt, waren auch schon Hajo und Viktor im Ziel. Beide fuhren heute ein starkes Rennen. Viktor hatte erneut ein wenig Pech, als er kurz vor dem Ziel seinen Tacho verlor.

ETAPPE 6, Sonntag 19.05.2013: LOKALRUNDE 66,1 km, 960 hm – Attacke auf das Podium

Tour-Roadbook: Die “Lokalrunde” führt größtenteils durch den Bezirk Feldkirchen. Dabei gilt es, ein paar hurtige Steigungen mit bis zu 16% zu überwinden bevor sich die hügelige Strecke von Osten dem Ziel in Ossiach nähert. Am letzten Tag der Tour de Kärnten müssen noch mal die letzten Kräfte mobilisiert werden, denn auf der vermeintlich kurzen Etappe gilt es über 1.000 Höhenmeter zu bewältigen.

Am letzten Tag wurde das Feld noch einmal sehr lang neutralisiert geführt. Erst hinter Feldkirchen fiel der Startschuss. Schlecht für mich, aber gut für einen sturzfreien Start erfolgte dieser direkt am Fuße der ersten nennenswerten Steigung. Auf einer Länge von 3 km mit stellenweise 16% konnte sich das Feld gut sortieren. Die erste Gruppe – leider inklusive meiner treuen Begleiter und dem Leezeritter (den ich heute eigentlich schlagen wollte) – konnte sich direkt absetzen. Dass ich einen Fahrer mit Lightweights überholte, baute mich wieder etwas auf. Dario hielt sich zu Beginn merklich zurück, zu tief saß der Schock seines Unfalls. Da er während der Fahrt ein deutliches Knarzen vernahm, erkundigte er sich besorgt nach dem Zustand seines Rades während er mich überholte. Ich konnte ihn jedoch beruhigen, alle Geräusche stammten vom Verfolger, der beharrlich an seinem Hinterrad klebte. Da Dario seine persönliche Portion Pech bereits aufgebraucht hatte, sollte ihm heute alles in die Karten spielen. Den Anfang machte eine geschlossene Bahnschranke die ihm nach der Steigung und der darauffolgenden Abfahrt wieder den Anschluss an die Spitzengruppe ermöglichte. Diese so entstandene, gut 40 Mann und Frau umfassende Gruppe mit Werner, Dario und Lars sollte dann bis zum Ziel zusammenbleiben

Auch ich hatte Glück, das Sandra ihre kleine Gruppe mit meinen altbekannten Tourbegleitern animierte hinter der Steigung auf mich zu warten. Gemeinsam konnten wir das Tempo sehr hoch halten. Heute beteiligten sich überraschender Weise einmal alle nach besten Kräften an der Führungsarbeit. Zwischenzeitlich konnten wir noch die 2010er Masters WM Siegerin Manuela aufsammeln (was sich noch als Vorteil für die letzten flachen Kilometer zum Ziel erwies, schließlich gewann Manuela die Auftaktetappe im Zeitfahren). Zuvor hatten wir jedoch noch ein paar brenzlige Situationen zu meistern. Bei zweistelligen Gefälleprozenten auf engen und verwinkelten Wirtschaftswegen wurde es mehr als einmal knapp. Auf den letzten 15 Kilometern nahmen meine Begleiter dann die Nase aus dem Wind, lediglich Manuela löste sich mit mir nennenswert ab und spielte ihre Zeitfahrstärke aus. Für einen Zielsprint hatte Mario dann doch noch genug Körner, so wurde es für mich noch einmal interessant (aber nicht mehr gefährlich…).

Einige Minuten vor uns trat die Spitzengruppe geschlossen zum Sprint an. Mit Ausnahme von? Richtig: Emanuel hatte glaube ich schon geduscht. Auf der Flamme Rouge zog Werner den Sprint von vorne an. Leider fehlten ihm am Ende 100 Meter. Dario der passiv mitfuhr um keine Fahrer an Werner heranzuführen wurde mit der Verfolgergruppe nach vorne gespült. In seiner bekannten Endschnelligkeit und Tempohärte zog er durch und belegte er im Sprint der Verfolger den zweiten Platz.

Lars hatte den richtigen Riecher, ließ sich an Darios Hinterrad aus dem großen Pulk nach vorne ziehen und kam kurz hinter Dario ins Ziel. Gott sei Dank, denn wenige Positionen weiter hinten kam es zu einem massiven Unfall. Während die Knochen aller Beteiligten einigermaßen heile blieben, hinterließ der finale Sprint Carbonschrott im Wert einiger tausend Euro.

Fazit: Spaß hat’s gemacht! Und wir haben unseren Verein würdig vertreten.

Die Tour war toll organisiert, die Strecken waren abwechslungsreich und das Wetter hat weitestgehend mitgespielt. Verbesserungswürdig sind die teilweise etwas gefährlichen Streckenführungen über steile, verwinkelte Gassen und die mitunter spärliche Ausschilderung.

Die Sprintax Bilanz in der Übersicht:

Werner – gehörte zu den stärksten Fahrern im Feld und fuhr einen Podestplatz auf der 5. Etappe heraus. Ein Sturz und Materialprobleme verhinderten eine bessere Platzierung. Die Top 10 waren in Reichweite.

Dario – ist super gefahren, nur der schwere Sturz auf der Abfahrt von Buggl in Bach war einer Top 15-Platzierung im Weg. Seine Bilanz: 3 Podestplätze (Einzelzeitfahren, Ironmanrunde, Lokalrunde).

Lars – hat sich in der Spitzengruppe festgebissen, mit seiner konstanten Leistung erreichte er am Ende die beste Gesamtplatzierung (18.) aller Sprintax-Vertreter.

Viktor – hatte etwas Pech und musste viele Kilometer ohne Gruppe abspulen, konnte aber mit Topleistungen beim Einzelzeitfahren und Bergzeitfahren überzeugen.

Hajo – war sein Trainingsrückstand anzumerken, für lediglich 500 km Vorbereitung konnte sich seine Leistung aber absolut sehen lassen.

Paradee – hat das größte Kämpferherz von allen bewiesen und hat sich tapfer geschlagen. Ein paar männliche Teilnehmer konnte sie so über die gesamte Tour deutlich im Schach halten.

Unsere Ergebnisse: Zeit/ Gender/AK

Lars 09:03:02 18./ 7.
Werner 09:54:20 43./ 15. (Zeitverlust DNF 2. Etappe ca. 1:00:00)
Dario 10:12:15 50./ 17. (Zeitverlust DNF 5. Etappe ca. 1:16:00)
Jan 10:29:28 53./ 27.
Viktor  11:09:23 62./ 11.
Hajo 12:49:26 70./ 31. (Zeitverlust DNF 4. Etappe ca. 1:20:00)
Paradee 14:23:43 20./ 7.      

Kärnten