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Ötztaler Radmarathon 2019

Immer wieder Sölden…

von Werner Grundkötter

Es war angerichtet! Nach dem Sauwetter im letzten Jahr fiel die Vorhersage in diesem Jahr weniger euphorisch aus und von negativen Modellen mit früher Gewitterneigung war die Rede. Aber die Alpenföne haben dem Flehen der 4500 Radler nachgegeben und es sollten sich ideale Bedingungen entwickeln. Bei 11 Grad standen Christian, Gisi und ich recht weit hinten in der Startaufstellung, Feli noch weiter hinten, Fred in Block 1. Die Startplätze haben wir ergattert durch Hotelbindung, Übernahme oder Start für das Alpecin-Team, weil die Teamanmeldung in diesem Jahr nicht geklappt hat.

Ambitionierte Ziele hatten wir alle. Christian und ich unter acht, Fred klar unter acht, Gisi klar unter 10 und Feli möglichst gut durchkommen. Ich hatte ein gutes Gefühl für alle. Zu Fred muss man nicht viel sagen. Von den körperlichen Voraussetzungen für das Hochgebirge kann ihm ohnehin nur Kai-Uwe das Wasser reichen, wir anderen stellen uns da hinten an. Und mittlerweile kommt er die Berge auch passabel wieder runter, gut gemacht! Und wenn man bei Strava das Training ein bisschen beobachtet hat wäre eine Zeit nicht deutlich unter acht einfach eine Überraschung. Chris fährt das ganze Jahr schon auf sauhohem Niveau, und Chris ist ein Racer. Der wird ganz sicher keines seiner Körner übrig lassen, und ich war mir sicher dass er genug davon hat. Gisi ist wegen ihrer Beckensache zwar schwer ins Jahr gestartet, ich wusste aber auch wie hart sie die letzten acht Wochen trainiert hat. Trainingshöhepunkt war sicher der Krusnoton und eine Woche mit Quäldich Gruppe 1 im Erzgebirge. Die Bergform war da. Feli konnte ich nicht wirklich einschätzen, sie sah aber fit aus. Hatte auch noch 3 kg runter, was also sollte da schief laufen. Und meine Form war pünktlich eingetroffen.

Pünktlich um 6:45 ging‘s dann los. Ein paar Minuten später auch für uns. Von hinten starten ist nicht unbedingt ein Nachteil wenn man auf Zeit und nicht auf Platzierung fährt. Man hat dann endlos Platz nach vorne. Und den Platz hat Christian genutzt. Meine Fresse ist der runtergekachelt. Jaja, bei meinem ersten Ötzi hatte ich die beste Zeit bis Oetz, aber effektiv war das damals eine Minute langsamer als heuer, wie die Brüder aus Österreich sagen. Plan war das Christian und ich bis zum Fuß vom Jaufen zusammenarbeiten, danach fährt dann jeder nach seinen Möglichkeiten. Und Chris hat seinen Job Klasse erledigt, ich denke er hätte da noch schneller runter gekonnt, musste mich Bremser allerdings mitnehmen…J! Der Anderen sind da moderater, aber gut runter. Fred eh mit der Spitze, die ist gemeinhin langsamer als die Schnellen von hinten. Feli und Gisi mit Zeiten um 37-38 min, alles im Soll. Rein ins Kühtai, sauvoll! Das ist mit 8 h Ambition von hinten nicht wirklich super. Dier ersten 10 min fährt man schon deutlich langsamer als man könnte, einfach weil es keinen Platz gibt. Hat aber auch den Vorteil dass man sich unten rein nicht verbrennt. Man rollt sich halt locker ein, kostet auf den Gesamtberg vielleicht 2 min und spart ein paar Körner. Mit ein bisschen Gruppenglück am Brenner also kein Thema. Gang eingelegt, und hoch. Nach letztem Jahr habe ich mir angewöhnt mit dem Pulsmesser zu fahren, Plan war Puls 160. Tempo passte. Chris am Hinterrad, alles gut! Im Hochgebirge bemühe ich mich immer um eine gleichmäßige Intensität, das macht am meisten Sinn wenn man gegen die Uhr fährt und wenn die Komponente Wind keine große Rolle spielt. Im  Rennen stellt es sich dann immer so dar das man in den steilen Stellen vollkommen rotbereichig überholt wird und wieder aufrollt wenn‘s unter 10 % geht. So muss das laufen für uns Dicke, hahaha. Nach Rennzeit 1:42 waren wir oben am Kühtai, Fred 1:40, Gisi 2:01, Feli 2:08. Läuft!

oetzi2019 03Kühtai runter, Chris dominiert die Gruppe. Der Rest konnte dran bleiben, mehr auch nicht. Klasse Abfahrer! Fred und die Mädels auch gut runter. Am Brenner dann Gruppenglück für Chris und mich, der Rest eher weniger. Fred ist dann praktisch alleine schneller gefahren als Chris und ich hinten in der Gruppe, das hat Körner gekostet! Chris und ich sind dann auf die Verfolgermädels um Daniela Pintarelli-Traxl und Nadja Prieling aufgerollt. Eigentlich mit die beste Gruppe überhaupt, vorne waren noch drei Mädels raus, und die Damen hatte Helfer dabei wie Andreas Traxl-Pintarelli, ein richtiges Kaliber. Aber so richtig nachgesetzt wurde dann nicht, den Mädels war‘s wohl schnell genug. Aber Gruppe lief, 3:34 oben am Brenner. Bei Gisi wollte keiner fahren und die Gruppe ist in knapp 1:20 hoch, also richtig lahm. Feli’s Gruppe war auch nicht besser, 1:24. Brenner runter ist für mich dann irgendwie ausruhen, Jaufen kommt. Der Jaufen ist ein Berg den ich wirklich gut kann. Meine Ötzibestzeit ist 56 min, und Anschlag gefahren bin ich den aus verständlichen Gründen nie. Mir war schon recht klar dass mir die Rennhärte für das Timmelsjoch eigentlich fehlt, also hab ich mich schon ein bisschen zurückgehalten. Die Tempowahl von Chris war noch einen Tick moderater.  Lief gut, nach ner Stunde war ich oben, Chris knapp dahinter. An der Verpflegung noch schnell nen Wasser geschnappt und ab in die Abfahrt. Sicherheitsabfahrt! War gut in der Zeit, wollte nix riskieren. Chris ist chrismässig runter, der Rest auf jeden Fall gut. St. Leonard!

oetzi2019 02Wie hat Michael Diekhans aus Rietberg das so schön formuliert, der „Arschlochberg“! Ja, das Dingen ist lang, ja das Dingen ist schwer. Und das Dingen ist nervig. Die ersten 1000 HM hab ich immer das Gefühl ich fahr durch irgend nen Wald, nur das die Reifen platt sind und die Lager klemmen. Müdigkeit breitet sich aus, Tempo passte noch so einigermaßen, erstmal überleben bis Schönau Colaparadies. Nach Schönau Schneckenrennen, ab und an kam was leichtfüßig von hinten, der Rest war erledigt. Ich mit 0.5 km/h vorbei, er mit 0.5 km/h vorbei. Außer Fred ging’s von uns keinem besser, zwischenzeitlich hatte ich mein Ziel nachkorrigiert auf erste Startgruppe, also 8:20. Ging halt nicht schneller, Krämpfe haben sich angemeldet. So richtig kacklahm war‘s dann doch nicht, nach 2:03 war ich oben. Chris ähnlich, Fred erheblich besser, die Mädels stark. Und dann das schönste Gefühl beim Ötztaler Radmarathon, Tunnel in Sicht! Die Mautstation kommt man auch mit Murksbeinen hoch, ab nach Sölden, sub 8. Chris hat sich die sub 8 mit einer brillanten Abfahrt klar gemacht. Fred stand da rum und hat sich gewundert dass es schon vorbei ist. Ich hab mich einfach neben mein Rad gelegt, Flasche leer. Irgendwie auch noch nen Interview. Duschen, Jungs abfüllen. Gisi kam nach 9:34 ins Ziel, geil, geil, geil. Mit ner schnelleren Gruppe am Brenner und ein bisschen schneller runter wäre ne 9:30 drin gewesen, die Form war da. Und Brutalo-Feli nach 10:35! Erster Ötzi, mit ihrer Größe sicher nicht für’s Hochgebirge gemacht und mit 36/30 nicht ideal übersetzt hat sie das Teil gerockt! Hut ab, das muss man erstmal nachmachen.

Abends dann die Siegerehrung, irres Niveau bei den Jungs, irres Niveau bei den Mädels. Meine Fresse, wo kommen die alle her? Fabelbestzeit von Matthias Nothegger, wat kann der Bursche radfahren, und das vor allem auch Berg runter. Kein Durst mehr, ab ins Bett!

Die Gesamtzeiten:
Frederik 7:49
Werner 7:56
Christian 7:59
Gisela 9:34
Felicitas 10:34