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Querfeldein für Anfänger

Zurück zu den Wurzeln – Auf den Spuren von Malte Urban oder „Querfeldein für Anfänger“
von Jan Horstkotte

Wurzeln. Wurzeln sind in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung für diesen Bericht. Blicken wir zunächst einmal zurück auf meine „Wurzeln“ beim RC Sprintax, meinem ersten Kontakt mit Peter. Es muss 2006 gewesen sein, Peter machte „Kaltakquise“ zwischen Nutella und Paniermehl. Ich hatte mir gerade mein erstes Rennrad gekauft, da erregten zwei Rennräder in der Lebensmittelabteilung eines Einkaufsmarktes mein Interesse. Das der nette junge Mann neben Peter erst vier Jahre zuvor als Profi den Giro d‘ Italia fuhr ahnte ich damals gar nicht. Es war Malte Urban.

Silvester 2008 hat es mich dann an den Elisabethsee nach Herford verschlagen. Dort habe ich zum ersten Mal live ein Querfeldein-Rennen gesehen. Malte Urban fuhr sein letztes Rennen und wurde zum dritten Mal Deutscher Meister.

Seitdem hat mich dieser Sport fasziniert. Das wollte ich unbedingt einmal ausprobieren.

In diesem Jahr war es dann soweit, die aufkommenden Scheibenbremsen haben den Ausschlag gegeben mir endlich mal ein Querfeldein taugliches Rad zu kaufen. Und so kommen wir zu den nächsten Wurzeln, den Wurzeln im Bornheider Wald.

„Singletrails, Wurzeln und Matsch“
08.12.13 Weser Ems Cup in Osnabrück

180 Anmeldungen in den Hobbyklassen, davon alleine 60 in meiner Altersklasse. „Wie soll das beim Cross gehen und werde ich noch einen Startplatz nachmelden können?“ diese Fragen gingen mir durch den Kopf, als ich früh morgens gemeinsam mit Thomas S. Richtung Osnabrück fuhr. Thomas, der selber aufgrund einer Erkältung nicht starten konnte, fuhr als mentale Unterstützung mit. Vielen Dank dafür!

Meine Bedenken wurden vor Ort schnell zerstreut: „Nachmeldung? Kein Problem!“.

Zwei Runden zum kennenlernen der Strecke waren zeitlich noch drin. Der Waldboden hatte den Regen der letzten Tage gut verkraftet. Obwohl es keine Lauf- oder Sprunghindernisse gab, machten viele Wurzelpassagen, Singletrails und ein aufgeweichter, langer Anstieg die Strecke in Osnabrück technisch anspruchsvoll. Herrlich, alleine für die Aufwärmrunden hätte sich die Anreise schon gelohnt. Wo hat man schon die Möglichkeit einen so vielfältigen, abgesperrten Kurs mit Vollgas zu fahren.

Am Start dann die Überraschung, die Hobbyklassen starteten nicht alle gleichzeitig, sondern leicht zeitversetzt und an Stelle der 60 Teilnehmer der Meldeliste warteten nur knapp 30 Fahrer meiner Altersklasse auf den Startschuss. Entgegen meiner Befürchtungen verteilten sich die Teilnehmer daher auf den schmalen Trampelpfaden im Wald das ganze Rennen über sehr gut.

Hobby, oder was?

Oder hatte ich doch das falsche Rennen erwischt? Ein Blick in die Teilnehmerreihen machte mich noch einmal nachdenklich. Reine Hobbyfahrer habe ich mir immer etwas anders vorgestellt. Bis auf wenige Ausnahmen würden die Teilnehmer in einem Lizenz-Fahrerfeld nicht auffallen. Für meine Taktik machte das allerdings keinen Unterschied. Meine Ziele im ersten Crossrennen waren: ankommen, lernen und nicht Letzter werden.

Vom Start weg hatte ich mich bewusst am Ende des Feldes einsortiert. Auf den langen Geraden und den technisch weniger anspruchsvollen Streckenteilen konnte ich gut mithalten. In den Singletrails habe ich dann gemerkt, dass ich noch viel dazu lernen muss. Dort haben mir ausnahmslos alle Fahrer Meter für Meter abgenommen. In den Abfahrten und Kurven bremse ich noch zu viel und bin deutlich zu langsam. Hinter einer Kurve stellte sich mir dann das erste Mal das matschige Haupthindernis in den Weg. Nur einer Hand voll Fahrern gelang es, den Hügel fahrend zu überwinden. Ich gehörte nicht dazu.

In der dritten Runde waren meine Akkus komplett leer, nach dem Matschanstieg kam ich kaum noch auf das Rad. „Eine weitere Runde fahren? Wenn es denn unbedingt sein muss!“ Kurz vor dem Ziel wurde ich in der vierten Runde dann von den drei Spitzenfahrern überrundet. Schade, aber so konnte ich die letzte Runde wenigstens zum gemütlichen ausrollen nutzen.

Mein Fazit:
Geile Strecke, viel Spaß und alle Ziele erreicht: angekommen und nicht Letzter (Platz 21). Ich bin angefixt!

„Zwischen Maisfeld und Volleyballplatz“
15.12.13 Weser Ems Cup in Emsdetten

Thomas S. war heiß, trotz leichter Erkältung hat er letzten Sonntag nach dem Rennen in Osnabrück noch seinen Crosser gesattelt und hat für Emsdetten trainiert. Also haben wir in Emsdetten zu zweit das Rennen in Angriff genommen. Thomas bei den Hobby-Senioren und ich in der Hobbyklasse.

Die Streckenbeschreibung löste bei mir nicht unbedingt Begeisterung aus:
„Die Rennstrecke befindet sich hauptsächlich auf einem abgeernteten Mais-Acker. Ein Teil der Strecke verläuft durch das angrenzende Freibad. Dabei werden die Radfahrer auch durch den Sand des Beachvolleyballfeldes ‚pflügen‘.“

Schon das erste Hindernis, ein steiler Erdhügel, versprach Spannung. Nach einer ersten Proberunde waren Thomas und ich uns einig: den werden wir laufen.

Erwartungsgemäß staute sich das Teilnehmerfeld in der ersten Runde an dieser Stelle. Ein kurzer Blick von oben: die Führenden sind schon jetzt 400 Meter weg. Den Hügel endlich überwunden ging es die einzige rutschige Böschung hinunter ins Freibad. Dort wartete das Beachvolleyballfeld auf uns. Der Sandkasten war für viele die Schlüsselstelle des Rennens. Es ist unglaublich, wie anstrengend das Laufen mit einem geschulterten Rad im tiefen Sand sein kann. Natürlich habe ich es jede Runde versucht die Sandgrube zu durchfahren, hatte letztlich aber keine Chance. Spätestens nach 15 Metern war Schluss. Die Zuschauer hatten an dieser Stelle wahrscheinlich den meisten Spaß.

Der Rest der Strecke führte über ein abgeerntetes Maisfeld. Mit Schrecken dachte ich vorab an die nassen, schweren Böden der Ackerflächen auf der Wappenrunde. Doch das Münsterland ist nicht Ostwestfalen. Der Boden hat einen hohen Sandanteil und war super befahrbar. Die Strecke wurde von Runde zu Runde sogar besser. Auf dem Feld hatten die Veranstalter noch einige enge Kehren in den Kurs eingebaut. Das müssen Thomas und ich dann wohl noch einmal üben. Elegant ist sicher anders.

Besser sah das dann schon bei dem Doppel-Sprunghindernis aus. Abspringen- Überspringen-Aufspringen, das machte richtig Spaß! Auf die anderen Fahrer habe ich in diesem Hindernis trotzdem einige Meter verloren. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.

Viel Zeit haben Thomas und ich in den folgenden Runden auch am Erdhügel liegen lassen. Unbeirrt an unserer Taktik festhaltend haben wir den Hügel bis zum Schluss laufend erklommen. Wir haben gar nicht bemerkt, dass der Untergrund von Runde zu Runde besser wurde und der Hügel zum Schluss gut befahrbar war.

Alles in allem eine komplett andere Strecke als letzte Woche. Für mich war sie weniger anstrengend, da mehr Rollerpassagen enthalten waren (die mir ja entgegen kommen). Trotzdem habe ich auch heute wieder feststellen müssen, dass die Fahrtechnik einen riesen Unterschied ausmacht. Am Ende hatte ich heute keine Chance. Vom Start an war nur ein Fahrer hinter mir, das sollte auch so bleiben, den Mountainbiker vor mir hatte ich eigentlich im Visier. Am Ende konnte aber auch er mir einen Vorsprung abtrotzen.

Thomas hatte etwas Pech, von Anfang an musste er dem Feld hinterherjagen, da ihm seine Kette beim Start abgesprungen war. Drei Fahrer konnte er noch abfangen.

Wir sind uns einig: es gibt noch viel zu lernen, das Feld ist aber nicht uneinholbar entfernt. Schade, dass der Weser-Ems-Cup 2013/2014 bereits fast zu Ende ist. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei. Und dann mischen Thomas und ich gemeinsam die Senioren 2 auf.

So gut wie Malte werden wir aber wohl nicht mehr…

  Querfeldein 

       Mit freundlicher Genehmigung von „andis-radsportfotos.de“