Bettina und Jessica Lambracht mischen die deutsche Elite auf
Zeitungsbericht aus der „Neuen Westfälischen“ vom 04.12.2013 von Henning Tonn
Es ist schon ungewöhnlich: zwei Frauen, Mutter und Tochter, mischen gemeinsam im deutschen Querfeldeinsport ganz vorne mit. Die Sprintax-Rennfahrerinnen Bettina Lambracht und ihre 18-jährige Tochter Jessica zählen in diesem Winter zu den schnellsten deutschen Rennfahrerinnen im Gelände. Jessica belegte am Wochenende Platz zwei beim Deutschland-Cup der Querfeldeinfahrer in Kleinmachnow hinter der amtierenden Deutschen Meisterin Trixi Worrack. Mutter Bettina, Jahrgang 1968, führte sogar etliche Wochen diese nationale Topserie an.
„Es läuft einfach gut und es macht immer noch Spaß“, wundert sich Bettina Lambracht selbst ein wenig, dass es so gut läuft. Topergebnisse in den ersten Rennen der Wintersaison ergaben viele Punkte und plötzlich führte Bettina sogar die aussagekräftige Deutschland-Serie an. Die bescheidene Sprintax-Fahrerin wiegelt sofort ab: „Einige der Topmädels steigen erst später in die Saison ein, andere fahren die Weltcup-Rennen und verzichten auf den Deutschland-Cup.“ Trotzdem bleibt dieser Erfolg bemerkenswert, weil Bettina Lambracht erst seit sechs Jahren Radrennen und Wettkämpfe im Gelände fährt.
Jedes Jahr ist sie dabei etwas stärker und erfahrener geworden – genau wie ihre inzwischen 18 Jahre alte Tochter. Auch die radelt seit sechs Jahren, wird immer stärker, ist 2013 erstmalig an der Mutter sportlich vorbeigezogen und will es nun richtig wissen. „Ja, ich konzentriere mich voll auf den Sport. Und ja, es tat immer ganz schön weh, wenn mich meine Mutter in den vergangenen Jahren immer abgehängt hat“, gibt das Leichtgewicht zu Protokoll. Jessica ist immer noch Vereinsmitglied beim großen Bielefelder Radclub Sprintax. Ihre Lizenz hat sie seit zwei Jahren aber in Niedersachsen gelöst.
„Das war eine Voraussetzung, damit ich von meinem 1a-Crossteam optimal unterstützt werden kann“, erklärt die im Abitur stehende junge Frau. Einige Weltcups und die U-23-Europameisterschaften (13.) hat sie in diesem Herbst bereits im Nationaltrikot bestritten. Ein schönes Gefühl. Aber die frührere Triathletin will mehr. Kurz- und mittelfristig möchte Jessica Lambracht nicht nur national, sondern auch international Höhenluft schnuppern. „Top Ten bei den Weltcups und die WM-Teilnahme sind meine nächsten Ziele“, stapelt die 18-Jährige dabei nicht tief.
Der zweite Platz am letzten Wochenende hinter der amtierenden Deutschen Meisterin Trixi Worrack hat gezeigt, dass Jessica auf dem richtigen Weg. Perfekte Vorbereitung ist alles. Und da hilft der Freund an ihrer Seite, Silvio Herklotz. „Im Sommer hat es gefunkt“, strahlt die schnelle junge Dame, wenn sie von ihrem Partner berichtet. Und dieser Silvio Herklotz, der ihr nun auch die Trainingspläne schreibt, ist alles andere als ein Unbekannter im deutschen Radsport.
Nach einst Toni Martin, Marcel Kittel und John Degenkolb zählt nun der erst 19-jährige Berliner Silvio Herklotz zu den riesigen deutschen Nachwuchsrennfahrern. Nach Hanka Kupfernagel und Mike Kluge gibt es mit Lambracht/Herklotz vielleicht bald ein neues Dreamteam im deutschen Radsport. Nicht nur der RC Sprintax schaut bei dieser Entwicklung ganz genau hin.