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Cycle Tour 2017

Jörg Ludewig war eingesprungen, vermutlich eher ein Segen für den Veranstalter. Natürlich war Ulle der bessere Rennfahrer, aber am Mikro spielt Lude mehrere Ligen darüber.
Aufgelegt waren 109 km mit 11 km neutralisiertem Start, sicher eine gute Entscheidung. Es ging schon ein bisschen tricky raus. Mein Tagesziel: in die Fluchtgruppe. Massenankunft ist nicht mein Ding, Tempohärte schon. Einige Teams waren am Start, passend besetzt kann eine Gruppe dann mal schon gut laufen. Startfreigabe, Tempo hoch, Ritzel klein. Die ersten km habe ich mich um Position 50 gehalten, mir war saukalt und ich musste erst einmal auftauen. Und dann mal ein bisschen die Nase in den Wind stecken, ganz hinten ist immer blöd wenn vorne was geht.
Plan war am Elm flott fahren, bei 4-6 % auf 200 HM bin ich schon stark. Dann oben sortieren und die letzten 70 km mit kleiner Gruppe voll drauftreten. Es kam anders. An einer ersten Ministeigung hat ein Fahrer vom FCM-FAN-TEAM den Gang mal einfachstehe lassen. Für einen Bergsprint war das Ding zu lang, fürs kleine Blatt zu kurz. Tempo einfach mal hochhalten, dann noch ein kleine Gegensteigung, und wir waren nach 10 Rennkilometern zu dritt vorne. Der Fahrer vom FCM-FAN-TEAM, ein junger, flotter Mann vom MOODMOOD Endurance Team, ich. Richtiger Optimismus machte sich nicht breit, dem FCM-Mann war ziemlich am Anschlag, und zu zweit ist das ein verdammt langer Weg. Was tun. 95 % auflegen und hoffen das die Gruppe größer wird. Und so kam es. Der spätere Sieger Benjamin und der zweite Christian schlossen auf, beide vom FCM-FAN-TEAM. Den Christian kannte ich bereits von der RTF Gütersloh, einer der Mohikaner der mit Lude in 3:35 angekommen ist. Kurzer Gruß, wir wussten beide mit wem wir zu tun haben. Das Tempo wurde höher, wir wurden wieder weniger. Dem dritten Magdeburger war das zu schnell. Der Rest hat richtig draufgetreten, geschont hat sich keiner. Das Tempo war so hoch das man auch hinten drauf nicht wirklich Pause hatte, es war ziemlich klar dass dieses Niveau keiner von uns 2 Stunden fahren kann. Folglich wurde es nach 20 Minuten einen Tick langsamer. Nach ungefähr 40 Minuten Flucht wurden uns von der Rennleitung 40 s angezeigt, was nicht grade viel ist. Als das Geläuf wieder flacher wurde und die Stassen lang und bereit konnten wir das Feld sehen. Ein kurzes Zucken ging durch die Gruppe, aber der Christian hat es auf den Punkt gebracht: „Wir fahren erst einmal weiter!“. Allerdings hat sich der junge Kollege vom MOODMOOD Endurance Team nach einer Passage mit wirklich rappeligem Kopfsteinpflaster fallen lassen. Ich kenne das selber, die Beine werden dicker, der Wille wird schmaler. Wenn in solchen Momenten — 60 km Restweg, Feld 40 s zurück — der Kopf angeht und man realistisch seine Chancen abwägt landet man bestenfalls bei 5 %. Nach 45 min Flucht macht sich die erste Ermüdung breit und der Weg ist noch weit.
Jedoch: alles eine Frage der Perspektive. 5 % Wahrscheinlichkeit für ein Podium. Wenn wir wieder gestellt werden ist die Chance erheblich geringer. Also, zu dritt angespannt, zwei von eine Team. Da die anderen beiden wirklich fahren konnten war es recht klar dass es für mich um den zweiten Platz geht. Ein Finale hinten raus gegen zwei von einem Team ist unter etwas gleichstarken Fahrern fast nicht zu gewinnen. Egal, ich wollte auf jeden Fall vor dem Feld ankommen. Die Erschöpfung kroch so langsam in die Beine, aber wir wussten alle drei dass wir für taktische Spielchen keinen Raum haben, und zu meiner kleinen Überraschung konnten wir den Vorsprung halten. Dann noch 10, dann noch 5. Der Christian hat dann zwei, drei Führungen ausgelassen, ich glaube er konnte wirklich nicht mehr. Benjamin war stark. War also schon irgendwie klar, ein Sieg kaum zu machen ist. Gestellt werden wollte ich aber auf GAR KEINEN FALL, also volle Lotte weiter. Und das Finale war dann wirklich geil. Wir sind über die Umgehungsstraße reingekommen, das war echtes WM-Feeling. Als ich aus der Führung bin hat der Benjamin attackiert, ich konnte nicht mehr Kontern, der Teamkollege wollte ganz sicher nicht. Mit Platz drei bin ich aber saumassig zufrieden.
Was kann man sagen. Geiles Rennen, geiles Finale auf dem Domplatz an der Elbe, tolle Atmosphäre im Finale, und zum Teil auch unterwegs. Wenn es im nächsten Jahr wieder in die andere Richtung geht bin ich wieder dabei. Und einige andere von uns können bei diesem Rennen auch was werden…

Hier noch ein kleiner filmischer Beitrag vom MDR – unser Akteur ist öfters mal im Bild zu sehen… http://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-138826.html

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